******************* Erik Stein ******************** : ... > Dieser Immanenzplan oder Konsistenzplan ist kein Plan im Sinne > eines geistigen Vorhabens, kein Projekt oder Programm, es ist > ein Plan im geometrischen Sinne, Schnitt, Überschneidung, > Diagramm. > formuler une théorie générale de la discontinuité, des séries, > des limites, des unités, des ordres spécifiques, des autonomies > et des dépendances différenciées. Einige Bemerkungen, bevor ich anfange und um jedes Mißverständnis zu vermeiden: - Es handelt sich nicht darum, ein strukturales Gefüge zu errichten, konfrontiert zur Genese, zur Geschichte; sondern eine maschinelle -- maschinell, das heißt, einfache Operationen zur Verfügung zu stellen -- Architektur, die eine disjunktive Synthese von Text erlaubt, indem sie die Materialität des Textes insofern hervorhebt, daß sie auf dem Papier (Bildschirm) das Falten des Textes ermöglicht. - Es handelt sich nicht darum, ein Programm zu erstellen, mit dem ein umfassendes oder totalitäres Angebot von zusammenhängenden Informationen medial weitergegeben werden kann. Es handelt sich nicht darum, eine Supersynthese-Maschine zu entwickeln, die der Vereinigung von interaktiver Tageszeitung und interaktivem Fernsehen zuvorkommt. Sondern darum, Text materiell -- das heißt, als einfachen Ausschnitt, als Oberfläche -- neben-, über-, hinter-, seriell aneinandersetzen zu können, ohne das die synthetische Arbeit des Autorsubjekts diesen weichzeichnet. - Es handelt sich nicht darum, sich selbst und das Autorsubjekt zu transzendieren oder Denk- und Entwicklungsprozesse zu repräsentieren. Es handelt sich nicht darum, verstreuten und unverbundenen Aussagen eine in der Maschine verborgene Einheit zu geben. Sondern darum, die Vielfältigkeit der Oberflächentexte von der Einheit, die jede einzelne Darstellungsform bildet, zu entkoppeln. Die Form den Partikelverhältnissen unterzuordnen. - Es handelt sich darum, Lust und Begehren aneinanderzuschneiden, bis die akute Gesellschaft explodiert. - Das ist keine Utopie, das ist ein Beschreibung. > Es gibt zwei sehr entgegengesetzte Auffassungen des Wortes > "Plan", oder der Idee von Plan, auch wenn sich diese beiden > Auffassungen vermischen und wenn wir unmerklich von einer > zur anderen übergehen. > > (1) Jede Organisation, die von oben kommt und sich auf eine, > wenn auch verborgene, Transzendenz bezieht, nennen wir einen > Theologischen Plan: geistiges Vorhaben eines Gottes, aber > auch Evolution in den vermeintlichen Tiefen der Natur, oder > auch Machtorganisation einer Gesellschaft. Eine solcher Plan > kann strukturell oder genetisch und beides zugleich sein; er > betrifft immer Formen und ihre Entwicklung von Formen und > Bildung von Subjekten: das ist der wesentliche Charakter > dieser ersten Art von Plan. Somit wird es immer, was man > auch sagen mag, ein Transzendenzplan sein, der Formen und > Subjekte bestimmt, und der immer verborgen bleibt, der nie > gegeben ist, der erraten, erschlossen, gefolgert werden muß > aus dem, was er aussagt. Er verfügt immer über eine > zusätzliche Dimension zu den Dimensionen dessen, was gegeben > ist. > > (2) Ein Immanenzplan dagegen verfügt über keine zusätzliche > Dimension: der Kompositionsprozeß muß für sich selbst gehört > werden, sichtbar in dem, was er gibt, dem, was er gibt, > immanent. Ein Werk muß die Zehntel- und Hundertstelsekunden > angeben: das meinen heute viele Musiker, wenn sie die Form > den Geschwindigkeitsverhältnissen zwischen Klangpartikeln > und dynamischen, affektiven Ladungen unterordnen. Dasselbe > gilt für die Literatur: es geht nicht darum, schnell oder > langsam zu schreiben, sondern daß die Schrift selbst > Produktion unterschiedlicher Geschwindigkeiten ist. Goethe > steht Kleist gegenüber, Hegel steht Hölderlin gegenüber, > denn Goethe oder Hebel bleiben an einen Plan gebunden, der > eine Entwicklung der Formen und eine Bildung wäre, eine > Erziehung der Subjekte, der Charaktere. Während Kleist und > Hölderlin nur in Begriffen von Geschwindigkeiten denken, von > erstarrten Katatonien und beschleunigten Bewegungen, > nicht-subjektiven Affekten. Kleist und Hölderlin sind > spinozistisch und nicht Goethe oder Hegel. ---------------------------------------------------------------- ******************************************************************************** ROLUX h0444wol@rz.hu-berlin.de http://www2.hu-berlin.de/~h0444wol/rolux/