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        Diedrich Diederichsen: "Moral, Ironie, Demokratie"

        Die aktuelle Ironie ist ein Spaltprodukt. Die Verbindungen 
        zwischen den kulturellen Orientierungen der Subjekte und den 
        daraus entstehenden politischen Forderungen, Leidenschaften und 
        auch nur Meinungen ist weitgehend gekappt. Die modernen Selbste 
        sind in ein ironisches politisches und ein privat 
        leidenschaftlich kulturelles aufgespalten. Das ironisch 
        politische Selbst fügt sich in ein pragmatisches Weltbild, bei 
        dem nur noch Markt-, Sach- und Techno-Zwänge politisches handeln 
        bestimmen, das Freizeitselbst ist dafür ganz fanatisch 
        authentisch. Kultur als Protopolitik aber ist abgemeldet und 
        ganz instrumentell zum rein dekorativen Faktor der 
        Standortgestaltung bzw. zur rein ökonomisch verstandenen 
        Wachstumsbranche geworden, die die Ironieschäden kompensiert und 
        therapiert. Wie lassen sich die vielen kleine, differenzierten 
        und hochemotionalen Lifestyle-Entscheidungen wieder mit Politik 
        verknüpfen, wie läßt sich ihre in der Warenform schlummernde 
        politische Leidenschaft wecken? Und ist das überhaupt 
        wünschenswert?

        http://www.zerstreute-oeffentlichkeiten.de


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